Als wir heute Mittag nach Hause kamen, gab es eine schöne Bescherung.
Nein, wir hatten nicht das Weihnachtsfest vorgezogen, - leider.
Eigentlich hätte der kleine Lehrmeister nachmittags seinen lieben Freund zu Besuch gehabt, der war allerdings krank und musste das Bett hüten. Also war der neue Plan, im Wald nach schönen Zweigen zu suchen und am Nachmittag großes Adventkranzbasteln zu veranstalten. Außerdem viel, viel Duplo spielen. So war es ausgemacht.
Aber es kam anders…
Eine Bescherung der anderen Art wartete mittags auf uns.
Schon bei der Eingangstür wurden der kleine Lehrmeister und ich von einem Arbeiter in Empfang genommen (Im Stiegenhaus sind gerade Renovierungsarbeiten). „Wohnen Sie ganz oben?“ „Ja, wieso?“ frage ich. …Er räuspert sich, „Weil wir bei Ihnen durchgebrochen sind.“
In der Küche Schutt, Staub und Scherben.
Ich weiß nicht weshalb, aber zumindest anfänglich war ich die Ruhe selbst. Gelassen dachte ich, was soll ich mich jetzt aufregen. Kann es eh nicht ändern.
Das eigentliche Chaos traf mich erst nachdem das Loch wieder aus unserer Küche verschwunden war, dafür eine fiese, alles einhüllende Staubschicht in jeder erdenklichen Ritze unserer Küche zu finden war. Im Wasserkocher, in der Kaffeemaschine, in den Gewürzen, auf jedem Teller, in den Schubladen, überall hatte er sich breit gemacht. Also hieß es Gummihandschuhe an und putzen, was das Zeug hält.
Der kleine Lehrmeister indessen, hatte an diesem Nachmittag schon viel Geduld aufgebracht und war zunehmend gefrustet, da das Spieldate mit seinem Freund geplatzt war, der Weg ins Spielzimmer lange Zeit verbarrikadiert war, kein Adventsbasteln stattfinden konnte und Mama einfach keine Zeit für Duplo spielen fand.
Während ich also Dreck wegputzte und Schadensmeldungen abtippte, kletterte der Lehrmeister ständig auf mir und um mich herum, machte Krach und Blödsinn, was kleine Kinder eben so tun, um gehört und gesehen zu werden.
„Mama, du bist ein Kakavogel!“
„Ein was, bin ich?“
„Ein Kakavogel.“
„Aha…was soll denn das sein?“
„Na du bist eben einer.“
„Sei bitte noch geduldig, ich muss das jetzt noch schnell erledigen.“
„Du bist trotzdem ein Kakavogel, weil du nicht mit mir Duplo spiehiiieeelst.“
Irgendwann schnauzte der frisch ernannte Kakavogel zurück, das machte natürlich nichts besser, sondern die Stimmung noch schlimmer.
Aber gegen 17.00 war das Gröbste geschafft und es gab „Mittagessen“. Mein Sohn rümpfte die Nase bei der sonst „leckersten Suppe der Welt“ und ließ mich vor dem vollen Topf sitzen.
Mein Duplo-Versprechen hielt ich sogar ein, um zumindest ein wenig Schadensbegrenzung zu betreiben.
Nachdem der Lehrmeister selig in seinem Bett eingeschlafen war, blieb ich trotz des anstrengenden Tags in der Stimmung für einen gemütlichen und schönen Abend.
Mein Plan: für diesen Chaostag, feiere ich den Abend so richtig und hol mir einfach selbst meine wohlverdiente Portion gute Laune!
Ein schönes, warmes Bad sollte der Beginn sein.
Kaum in der Wanne, flackert das Deckenlicht wie wild und hüllt mich anschließend in Dunkelheit.
Im Ernst jetzt??
Dann eben etwas gutes zu Essen und zu Trinken. Im Kühlschrank finde ich eine etwas ausgerauchte, offene Flasche Sekt vom letzten Geburtstag und gönne mir ein Gläschen mit Orangensaft. Im Wasserglas versteht sich, die Sektgläser sind schließlich zu Bruch gegangen als die Mauer einbrach.
Von der verschmähten Pilzsuppe war auch noch was übrig – umso besser!
Der Fernseher war heute der eigentliche Kakavogel, denn statt einem kitschigen Film war das einzige Lebenszeichen, das er zum Besten gab „kein Videosignal“.
Naja, dann eben nur Sekt und der bestehende Vorsatz mir die Laune nicht vermiesen zu lassen.